Wie viel davon liegt an mir?
Diese Frage stelle ich mir oft. Wie viel von meinem Gesundheitszustand kann ich beeinflussen? Wie viele Migränen kann ich abwenden? Was hat diesen Anfall jetzt wieder ausgelöst? Wo kommen jetzt diese komischen Kopfschmerzen her?
Eigentlich bin ich ja der Meinung, dass sehr viel davon in meiner Hand liegt; dass ich meine Kopfschmerzen und Migräne-Attacken durch Sport, Entspannung, Ernährung, nicht so viele Medikamente und so weiter, einigermaßen o.k. im Zaum halten kann.
Aber manchmal passiert es dann doch: obwohl ich mich vermeintlich an alles gehalten haben, eigentlich alles gerade ganz anders erwartet habe, kommen sie einfach doch, die unplanmäßige Migräne-Anfälle oder die Kater-artigen Kopfschmerzen, auch wenn ich noch nicht mal was Süßes gegessen, geschweige denn Alkohol getrunken habe (was ich mich schon seit Jahren nicht mehr traue).
Meistens bin ich dann erst verwirrt, dann wütend und dann traurig.
Obwohl ich mir so viel Mühe gebe und mir auch manche Sache verbiete, die ich eigentlich gerne machen oder essen würde und brav meinen Sport mache (obwohl ich die letzten beiden Male gar keine Lust hatte), erwischt es mich trotzdem. Und alles, was ich mir für den Tag Schönes vorgenommen habe, kann ich mal wieder vergessen.
Mein Mann gibt dann dem Wetter die Schuld. Irgendein verdächtiges Wetter ist auch meistens gerade gewesen. Wenn die Temperaturen stark schwanken, es Gewitter gibt oder starker Wind ist, dann merke ich das auch im Kopf. Das geht nicht spurlos an mir vorüber. Aber geht das nicht allen ein bisschen so? Die meisten Menschen merken Auswirkungen des Wetters auf ihren Körper, aber es haut sie nicht gleich komplett um.
Kann es wirklich sein, dass allein das Wetter einen Anfall auslösen kann? Als ich letztes Jahr in einer Reha-Klinik zusammen mit vielen anderen Migräne und Kopfschmerz Patienten war, gab es ein kräftiges Gewitter. Daraufhin war der Speisesaal abends zur Hälfte leer, weil es die ganzen Kopfkranken niedergestreckt hatte. Mich hat es da allerdings nicht erwischt.
Und wenn es das Wetter nicht war, was kann es dann gewesen sein?
Irgendwie bleibt es bei meinem Ansatz „Ich kann meinen Gesundheitszustand am besten selber positiv beeinflussen“ nicht aus, dass ich mir öfter mal selber die Schuld gebe. Vielleicht habe ich doch zu lange aufs Smartphone geguckt, zu viel oder zu wenig Kohlenhydrate gegessen oder gestern Abend zu lange gelesen? Schließlich kann niemand immerzu alles richtig machen.
Oder muss ich akzeptieren, dass es trotz aller guten Pläne und „bravem“ Verhalten doch keine Garantie gibt? Manchmal hat man Migräne ohne guten Grund, einfach so, auch wenn man nichts falsch gemacht hat. Vielleicht weiß man aber auch nur gar nicht, was man falsch gemacht hat oder man hat auf den entscheidenden Faktor keinen Einfluss?
Ich weiß es nicht. Es ist manchmal doch recht frustrierend und zermürbend.
Wenn mich wieder eine dieser unerklärlichen Migränen erwischt, versuche nicht allzu sehr damit zu hadern. Das klappt mal mehr mal weniger gut. Ich tröste mich dann mit einem warmen Honigbrot und den Fällen bei denen ich sicher war, eine Migräne zu bekommen (zum Beispiel eigentlich bei jeder Flugreise) und sie glücklicherweise ausgeblieben ist. Manchmal kann es ja auch gut sein, wenn Sachen nicht planmäßig passieren.
26. April 2022 at 23:29
Liebe Tine,
Vielen Dank für Deine Nachricht.
Es freut mich immer zu hören, wenn der Blog ein bisschen Zuspruch gegeben hat.
Total schön, dass du Rückhalt durch deinen Mann hast und auch noch Ausgleich durch deine Tiere findest. Das ist ’ne Menge Wert.
Mit den Hormonen da sagt du was. Ich bin 46 und habe noch keine deutlichen Symptome, dass die Menopause angefangen hat (Übergang kann ja schleichend sein). Aber ich hoffe irgendwie immer noch, wenn es dann soweit ist, dass es dann ausnahmsweise mal nicht schlimmer wird mit dem Kopf, obwohl jede andere Hormonumstellung bisher so war.
Aber auch dann bleibt noch die Möglichkeit – und bei dir ja vielleicht auch? – dass sich der Kopf nach dem der Wechsel durch ist, wieder etwas beruhigt.
Ich hoffe es sehr.
Ja, die alternativen Therapien… ein großes Thema. Meine Erfahrung ist ähnlich: viele Methoden ausprobiert, aber nie ein anhaltender Effekt.
Tatsächlich wurde ich sogar sagen, gar keinen Effekt. Nur einen therapeutischen, weil mir die begleitenden Gespräche immer gutgetan haben.
Aber es klingt ja sehr so, als hättest Du für Dich einen gute Balance – in Anbetracht der mitteltollen Umstände -gefunden.
Das klingt vielleicht für andere so banal, aber ich finde das immer noch unsere Grundlage: Akzeptieren und dann Runterleveln oder Delegieren und Rumliegen, wie du sagst :).
Lieben Gruß aus Hannover,
Nina von kopflastig
25. April 2022 at 15:06
Hallo liebe Nina,
vielen lieben Dank für Deinen Blog, der mich neben allem Gehadere mit dem Migräne-Schicksal am Wochenende irgendwie runter- und abgeholt hat.
Ich bin inzwischen 45 habe einen 7 jährigen Sohn, einen großartigen Mann, Hund und Pferd (bei den Tieren geht es mir meist gut) aber seit ca 1,5 Jahren nimmt „meine“ Migräne fahrt auf. Das hat sicher auch mit den Wechseljahren, also der Hormonumstellung und den daraus resultierenden schlaflosen Nächten zu tun.
Ich habe viel ausprobiert die letzten Jahre, hatte immer wieder große Hoffnungen in alternative Methoden gesetzt: Akupunktur, Osteopathie, Yoga, Meditation, kein Alkohol, kein ausgehen abends, atlaskorrektur, Mittagsschlaf, tcm, etc. Aber ganz ehrlich, meine Migräne macht was sie will. Jede neu begonnene Alternativtherapie hat mir persönlich ca 3 Wochen Ruhe beschert. Danach war alles wie immer (im Schnitt 5-10 Migränetage / Monat, Tendenz steigend). Und ja, eine kleine Triptapause (1 anfall mal ohne durchstehen, das beschreibt auch Kiel) führt bei mir auch zu einer Reduktion der Anfälle. Aber nur vorübergehend und ohne Triptan habe ich immer 2,5 Tage Migräne.
Mein Fazit aktuell: die chronische Erkrankung annehmen, Triptane, Naproxen, regelmäßigen Tagesablauf mit Pausen (auch in hochphasen, wenn ich am liebsten alles gleichzeitig machen würde), Überreizung vermeiden, dinge abgeben/delegieren(!!!) und öfter mal einfach nur rumliegen :-)))
Liebe Grüße aus Berlin,
Tine
8. Mai 2018 at 21:38
Hallo Nina,
danke für den Link.
Sehr guter Artikel. Auch sonst ein toller Blog. Das macht total Sinn, was die Violetta da schreibt. Kein Arzt hat mir das bisher so erklärt. Und auch bei dir habe ich Infos gefunden, auf die ich von meinen Ärzten vergeblich gehofft habe. Glücklicherweise gibt es das Internet.
Ich komme auf jeden Fall wieder:-)
6. Mai 2018 at 19:13
Liebe Hella,
vielen Dank für deinen lieben Kommentar.
Das mit dem Sich-Schuldig-Fühlen kenne ich auch gut. Ich frage mich ob das alle Migräne Leutchen haben?
Aber mit den Triptanen, da sagst du was. Das vermute ich nämlich auch. Ich bin eigentlich unter jeder Quote für Übergebrauchschmerz, nehme zwischen zwei bis maximal vier (aber wirklich selten) Triptane pro Monat (kopfschmerztabletten nehme ich nahezu gar nicht mehr) und habe schon länger das Gefühl, dass ich dadurch öfter Migräne habe als früher. Es gibt einen Artikel darüber auf dem Blog „das Migräne Projekt“, den finde ich sehr interessant. Was hälst du davon?
Ich freue mich sehr, dass dir mein Blog gefällt. Komm gerne wieder 🙂
6. Mai 2018 at 19:03
Hallo Frau Kopflastig,
ich hab mal irgendwo gelesen „die Ursache der Migräne ist die Migräne“. Das hat mich sehr getröstet. Vorher habe ich mir oft selber die Schuld gegeben.
Ich versuche auch schon seit Jahren, möglichst viele Trigger zu vermeiden. Damit kann ich die Attackenfrequenz auch wirklich senken, aber irgendwann kommt die Migräne trotzdem.
Ich bin mir auch manchmal nicht sicher, ob mir die vielen Triptane über die letzten Jahre nicht so einiges durcheinander gebracht haben. Aber daran kann ich nun nichts mehr ändern. Und beim Wetter hat man ja ohnehin keine Chance.
Auf jeden Fall mache ich es auch so wie du. Ich versuche mich nicht zu bestrafen, für die Migräne die stattfindet und feiere jeden Monat, bei dem die Migräneanfälle unter meinem Durchschnitt liegen.
Danke für deinen schönen Blog. Ich erkenne mich hier oft wieder.