Abbildung das Covers erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Springer Verlags.

Wenn ich Euch nur ein Buch empfehlen dürfte, dann wäre es wohl dieses hier.

„Erfolgreich gegen Kopfschmerzen und Migräne“ ist ein Sachbuch und kommt auch so daher. Lasst euch davon nicht abschrecken – dieses Buch ist einfach das Basiswerk für alle, die unter dieser Art von Schmerzen leiden. Auch wenn bei Cover und an der Gestaltung insgesamt noch Luft nach oben ist, was den Inhalt betrifft ist dieses Werk ganz weit vorne. Was die Schulmedizin über Kopfschmerzen und Migräne weiß, könnt ihr hier (für den Laien aufbereitet) nachlesen.
Es gibt hiervon auch noch eine Version für Mediziner, aber das war mir dann doch zu schwierig.

Der Autor Prof. Dr. Hartmut Göbel ist mittlerweile vielen ein Begriff, denn er ist der führende Arzt in Deutschland was Migräne und Kopfschmerzen betrifft und der Gründer der Schmerzklinik in Kiel. Selbst wenn ihr der Schulmedizin skeptisch gegenüber steht und eher auf alternative und Natur-Heilverfahren schwört, würde ich euch trotzdem die Lektüre dieses Buches ans Herz legen, denn ich glaube so fundiert hat sich sonst niemand mit dem Thema beschäftigt. Außerdem geht der Autor mit den verschiedenen Ansätzen sehr leidenschaftslos um und verurteilt nichts. Es wird schlicht aufgeführt, was statistisch gesehen funktioniert hat und was nicht. Daraus kann dann jeder seine eigenen Schlüsse ziehen.

Als ich vor 12 Jahren in der Klinik in Kiel war, habe ich das Buch wie jeder andere Patient dort zur Begrüßung bekommen. Aber weil es in regelmäßigen Abständen überarbeitet und erweitert wird (und weil ich mein altes nicht mehr gefunden habe), habe ich mir vor zwei Jahren die aktuelle und mittlerweile achte Auflage gegönnt. Das war eine gute Anschaffung, denn es ist tatsächlich so Einiges dazu gekommen.

Mir gefällt generell erstmal gut, dass in diesem Buch eigentlich jeder Bereich abgedeckt wird: von der Übersicht der verschiedenen Kopfschmerzformen und deren Ursachen, über die Diagnose, schulmedizinische und alternative Behandlungsmöglichkeiten, Medikamente und deren Wirkungsweise und Risiken, plus weiterführende Adressen (an welche Ärzte man sich wenden und wo man noch weitere Informationen bekommen kann) bis hin zu Verhaltensstrategien zur Vorbeugung. Es behandelt nicht nur den theoretischen Hintergrund, sondern gibt auch praktische Ratschläge, was man konkret tun kann und wie.

Umgehauen haben mich vor allen Dingen die Zahlen, die in diesem Buch aufgeführt sind: was Kopfschmerzen und Migräne angeht gibt es so viele gefühlte Werte und Unsicherheiten, da finde ich belegte Zahlen zur Orientierung und Relativierung irgendwie beruhigend und oft auch Augen-öffnend.

Schockiert war ich darüber, wie viele Menschen unter Kopfschmerzen leiden – und wie wenig davon Hilfe finden. Da musste ich gleich zu Beginn des Buches schwer schlucken. Besonders wenn man weiß, dass Etliches davon vermeidbar wäre. Es müsste nur das entsprechende Wissen bei mehr Ärzten vorhanden sein und dadurch dann auch bei den Patienten ankommen. So liegt die Verantwortung bei dem Patienten, sich selbst zu helfen und dabei will das Buch unterstützen.

Hilfreich finde ich zum Beispiel zu wissen, dass über 92 % aller Kopfschmerz-Arten primäre Kopfschmerzen sind. Das heißt, dass die Schmerzen nicht durch eine andere Erkrankung ausgelöst werden. Wenn man selber seit Ewigkeiten erfolglos nach einer Ursache für seine Kopfschmerzen oder Migräne sucht, kann einem diese Info neue Impulse geben. Ist ja dann doch recht wahrscheinlich, dass man zu diesen 92 % gehört. Dadurch ergibt sich eine andere Herangehensweise an eine wirksame Therapie, die ich nun auch mit einiger Sicherheit verfolgen kann (die Wahrscheinlichkeit ist ja auf meiner Seite).

Von diesen Zahlen sind mir im Buch so einige begegnet, wo ich beim Lesen oft dachte: „das gibt’s doch nicht, dass das so wenig Leute wissen. das könnte so vieles ändern und besser machen.“

Es ist natürlich kein Buch, das man sich von vorne bis hinten wie einen Roman durchliest. Wahrscheinlich pickt man sich die Kapitel, die auf einen selber zutreffen heraus. Dafür ist das Buch auch ausgelegt, mit ausgiebigem Inhaltsverzeichnis und Stichwortregister kann man es gut als Nachschlagewerk benutzen. Ich habe wahrscheinlich auch noch nicht hundertprozentig jede Seite angeschaut, kann aber trotzdem sagen, dass ich auch in Kapiteln, die mich eigentlich nicht direkt betreffen, immer noch etwas Wissenswertes gefunden habe.

Besonders gut gefallen hat mir auch das Kapitel darüber, wie man sich auf einen Arztbesuch selber vorbereiten kann und wie man dem Arzt die wichtigsten Informationen am besten vermittelt. Was muss der Arzt wissen, damit er optimal helfen kann? Das hat Herr Göbel zum einen vielleicht aus Sicht des Arztes geschrieben, der manchmal Schwierigkeiten hat, die entscheidenden Infos aus dem zu filtern, was seine Patienten ihm erzählen. Dahinter steckt aber auch der Gedanke, dass es wichtig ist, sich selber zu vertreten und die Behandlung mitzubestimmen, damit man schnell Besserung erfährt.

Super finde ich, dass mit vielen Vorurteilen und Irrglauben aufgeräumt wird, die einem so oft das Leben schwer machen. Zum Beispiel „Sowas wie Migräne-Persönlichkeit gibt es nicht“ hat mich so gefreut, zu lesen. Es wird nicht immer so direkt gesagt, aber ich habe schon oft aus Bemerkungen von unwissenden Ärzten herausgehört, dass ich vielleicht zu perfektionistisch bin oder zu grüblerisch oder zu was auch immer und damit quasi an meiner Migräne selber Schuld. Doch Migräne ist eine neurologische Erkrankung, die man auch so behandeln muss.

Der Autor weiß aber auch, dass bei jeder Krankheit, auch wenn die Ursache nicht in der Psyche liegt, diese trotzdem immer eine Rolle spielt und bei der Ansprache des Patienten und Behandlung mitberücksichtigt werden muss. Deswegen ist man in dieser Auflage bemüht (mehr als in der ersten Version, die ich gelesen habe) diese Seite auch anzusprechen.

Mittlerweile sind zum Beispiel Berichte von anderen Betroffenen enthalten. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass damals in der alten Version gesehen zu haben. Auch wenn dadurch natürlich keine direkte Lösung angeboten wird, ist es tröstlich zu lesen, dass man nicht alleine ist mit bestimmten Problemen.
Interessant finde ich auch, welche berühmten Personen unter ähnlichen Erkrankungen leiden oder litten. Wusstet ihr zum Beispiel, dass auch Marie Curie unter Migräne zu leiden hatte?

Mir fallen spontan noch viele interessante Fakten und Hintergründe über Kopfschmerzen und Migräne ein, die ich in dem Buch gefunden habe. Aber ich möchte langsam zum Ende kommen. Ich will euch ja auch noch was zum Entdecken übrig lassen 🙂
Mein Fazit ist: Mir hat dieses Buch sehr geholfen und ich bin mir sicher, es wird euch auch so gehen.
Wie immer gilt, über eine Rückmeldung von euch dazu, würde ich mich sehr freuen.